Fußball am Strand von Brasilien/Rio

Geschichte des brasilianischen Fußballs

Alle Fußballspuren führen nach Brasilien, zumindest über Umwege ….

Die englische Fußballspur

Charles Miller, Sohn englischer Diplomaten, brachte das runde Leder auf den Südamerikanischen Kontinent. Als er 1894 nach seinem Studium im englischen Hampshire nach Brasilien zurückkehrte, hatte er neben dem Diplom der „Bannister Court School“ von Southamptom noch die verschiedensten Trikots, eine Trillerpfeife und 2 Bälle mit im Gepäck.

In England machte er als Mittelspieler ein gute Figur und gab bereitwillig sein Wissen um diesen Sport an seine brasilianischen Freunde weiter. 1895 organisierte er das erste belegte historische Fußballspiel in Brasilien. Er selbst war bis 1910 der beste brasilianische Spieler, wurde dann Schiedsrichter und zog sich schließlich ganz aus dem Sport zurück.

Die deutsche Fußballspur

Eine andere Spur, die die Anfänge des brasilianischen Fußball belegen könnte, ist die Gründung des Sportclubs Germania durch den Hamburger Hans Nobiling. Der kam 1897 nach São Paulo und hatte vorher beim Hamburger SV gespielt.

In seinem Gepäck auf den südamerikanischen Kontinent waren Trikots sowie die Satzungen des Hamburger Sportvereins und des Fußballverbundes. 1899 wurde der Verein ins Leben gerufen und wenig später in den Esporte Clube Pinheiros umbenannt, der heute noch die Farben des HSV „Blau-Weiss-Schwarz“ trägt.

Der Fußballspieler, der diesen Sport durch seine spielerischen Leistungen als Mittelstürmer zum ersten Höhepunkt in Brasilien brachte, war der deutschstämmige Arthur Friedenreich (1892-1969) aus São Paulo, mit einer Mulattin als Mutter. Er war das erste Fußball-Idol Brasiliens „Pé de Ouro“ (Goldfuß), in Uruguay wurde er „El Tigre“ und in Paris „Roi du Football“ (1925) genannt. Seine Laufbahn begann er im Sportclub Germania. 1914 wurde er Mitglied der ersten brasilianischen Nationalmannschaft und mit ihr Südamerikanischer Meister. Insgesamt hat er 26 Jahre aktiv Fußball gespielt.

Gründung eines brasilianischen Fußballverbandes

Der brasilianische Fußball-Verband, Confederação Brasileira de Futebol – kurz „CBF“, wurde 1914 in Rio de Janeiro gegründet. 1923 folgte der Beitritt zum internationalen Fußballverband FIFA. Der Start in die FIFA WM-Geschichte sieben Jahre später verlief allerdings holprig.

In Uruguays Hauptstadt Montevideo schied Brasilien gegen Jugoslawien bereits in der Vorrunde aus. Auch 1934 in Italien war nach dem Spiel gegen Österreich Schluss. Besser lief es vier Jahre später in Frankreich, hier wurden die Ballzauberer erst im Halbfinale vom späteren Weltmeister Italien (1:2) gestoppt. 1950, bei der ersten Nachkriegs-Weltmeisterschaft, im eigenen Land scheiterte Brasilien am kleinen Nachbarn Uruguay.

Der brasilianische Fußball startet durch

Die große Ära des brasilianischen Fußballs begann mit der WM 1958. Zu den sechsten Titelkämpfen in Schweden reiste Brasilien mit einem wahrhaften Star-Aufgebot an: Didi, Vava und Garrincha waren Namen, die die Gegner erzittern ließen. Im Aufgebot von Trainer Vicente Feola stand auch ein unscheinbare Junge namens Edson Arantes do Nascimento.

Kein Mensch ahnte zu diesem Zeitpunkt, dass dieser geschmeidige und ballgewandte Stürmer die Geschichte des Fußballs neu schreiben würde. Er nannte sich Pelé und wurde der jüngste Weltmeister aller Zeiten. 1962 in Chile verteidigte die Mannschaft ihren Titel. Höhepunkt von Pelés Karriere war die Endrunde 1970 in Mexiko. Mit fünf Toren führte der mittlerweile 29-Jährige sein Team zum dritten Titel und trat ein Jahr später von der internationalen Bühne zurück.

Durststrecke in Brasiliens Fußball

Nach seinem Rücktritt begann für Brasilien eine längere Durststrecke. Erst 24 Jahre nach dem triumphalen Erfolg in Mexiko konnte Brasilien die „Trophäe“ wieder in Empfang nehmen. In den USA hatten Romario, Bebeto und Dunga 1994 im Final-Elfmeterschießen gegen Italien das bessere Ende für sich.

Ihren fünften Titel gewannen die Brasilianer bei der WM 2002 in Japan und Südkorea. Entschieden wurde das Spiel gegen Deutschland durch Ronaldo (Luís Nazário de Lima), der beide Tore erzielte und mit acht Toren auch Torschützenkönig des Turniers wurde.

Die 20. Jubiläumsausgabe der Weltmeisterschaft im Fußball fand nach 1950 zum zweiten Mal in Brasilien statt.