Im südamerikanischen Pantanal, einem der artenreichsten Feuchtgebiete der Welt, lebt ein Tier, das trotz seiner Größe oft still am Ufer sitzt und beobachtet: die Capybara. Sie ist das größte Nagetier der Erde – ein Verwandter des Meerschweinchens, aber deutlich schwerer, ruhiger und besser an das Leben im Wasser angepasst. Zwischen Flussläufen, Lagunen und Grasflächen spielt sie eine feste Rolle im Ökosystem und im Landschaftsbild.
Wasser, Wärme und Gesellschaft
Capybaras sind ausgesprochene Gruppentiere. Meist sind sie in Familienverbänden von fünf bis zehn Tieren unterwegs, gelegentlich auch in größeren Ansammlungen. Gemeinsam fressen, ruhen oder baden sie – bevorzugt in den frühen Morgen- und späten Nachmittagsstunden, wenn die Hitze des Tages nachlässt.

Als Halbwasserbewohner halten sie sich immer in der Nähe von Flüssen oder Teichen auf. Dort flüchten sie bei Gefahr sofort ins Wasser, wo sie ausgezeichnet schwimmen und sogar tauchen können. Ihre Augen, Ohren und Nasenlöcher liegen erhöht am Kopf – eine Anpassung, die ihnen erlaubt, fast vollständig unterzutauchen und dennoch aufmerksam zu bleiben.
Im Rhythmus des Pantanals
Die Jahreszeiten im Pantanal sind von Trockenheit und Überschwemmung geprägt. In der Regenzeit weitet sich das Wasser über riesige Flächen aus. Capybaras ziehen sich dann auf leicht erhöhte Uferzonen zurück. In der Trockenzeit hingegen konzentrieren sich Tiere wie Kaimane, Vögel, Rinder und Capybaras an den verbleibenden Wasserstellen – dort ist die Tierbeobachtung besonders gut möglich.
Ihr Tagesrhythmus ist ruhig. Fressen, wiederkäuen, baden, ruhen – Capybaras wirken entspannt, fast träge. Doch sie bleiben stets wachsam. Sobald sich ein Raubtier nähert, geben sie kurze Beller oder Pfeiflaute von sich – ein Alarmruf, der die Gruppe sofort in Bewegung bringt.
Beobachtungen am Wasser
Wer durch das Pantanal reist – ob per Boot oder im Jeep – begegnet Capybaras fast zwangsläufig. Sie sind an Menschen gewöhnt, halten aber respektvollen Abstand. Besonders schön sind die Szenen, in denen ganze Familien in der Sonne dösen, Jungtiere zwischen den Erwachsenen ruhen oder alle gemeinsam ein Bad nehmen.

Viele Guides erzählen mit einem Lächeln von „Capybara-Alarm“ – nicht, weil die Tiere aggressiv wären, sondern weil sie mit ihrer Präsenz sofort auffallen. Ihre ruhige Art, das gelegentliche Blinzeln und die feuchte Nase machen sie zu einem der sympathischsten Wildtiere der Region.
Teil eines komplexen Netzwerks
Capybaras sind nicht nur Beobachtungsobjekte, sondern auch Teil eines feinen Gleichgewichts. Sie dienen als Beute für Raubkatzen wie den Jaguar, tragen zur Landschaftspflege bei und beeinflussen die Vegetation rund um die Wasserläufe. Ihr Dung wird von Fischen und Insekten verwertet, ihre Pfade durch das Gras schaffen Wege, die auch andere Tiere nutzen.
Im Pantanal gehört die Capybara einfach dazu – nicht spektakulär, aber präsent. Und genau darin liegt ihr Reiz.
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